Kurz gefragt „Wir punkten, wenn der Bauherr der Nutzer ist.“

Hans Dieter Wahl hat HD Wahl seit den 80er-Jahren zur Marke für die Oberflächengestaltung an der Fassade aufgebaut, in der Eloxierung/Anodisierung bzw. Nasslackierung. GFF hat Hans Dieter (64) und Christoph (25) Wahl in Jettingen-Scheppach (Landkreis Günzburg) getroffen.

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    © Kober; Marcus Ebener, Berlin
    Das Unternehmensgebäude von Nya Nordiska in Dannenberg ist rot eloxiert in Sandalor.
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    © Kober
    Hans Dieter Wahl (64) ist HD Wahl, da gibt es keinen Zweifel. Dennoch hat man nie den Eindruck einer One Man Show.
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    © Reinhold Bader, Augsburg
    Alles im Fluss: Die Aufnahme zeigt einen Produktionsschritt aus der Eloxalanlage von HD Wahl in Jettingen-Scheppach.

GFF: Herr Wahl, wofür steht HD Wahl?

Hans Dieter Wahl: Selbstdarstellung ist nicht unsere Sache, wir sind die treuesten Fans unserer Kunden. Viele Interviews mit mir werden Sie nicht finden; wir haben Spaß an der Zusammenarbeit mit visionären Menschen, die uns in unserer Innovationskraft fordern, wie das hier im Schwäbischen Dreieck mit Gartner, Seele, Roschmann der Fall ist. Wir kommen meist ins Spiel, wenn der Bauherr der Nutzer des Gebäudes ist; und bei Kosten von 100 bis 1.000 Euro je Quadratmeter Fassadenfläche über Mehraufwände in der Größenordnung von 20 Euro hinwegsieht.

Wozu brauchen Sie 20 Euro mehr?

Das hat mit der Technik zu tun. HD Wahl setzt etwa die Hälfte, ein wenig mehr, mit Eloxierung/Anodisierung, die andere Hälfte mit Nasslackierung (Duraflon) um. Am Ende ist es eine Frage der Qualität; so bestätigt Qualicoat, dass auf dem Bindemittel Fluorpolymer basierte Nasslacksysteme wie Duraflon um das Drei- bis Zehnfache höhere Dauerhaftigkeiten aufweisen und in Florida-Testreihen auf konkurrenzlose Ergebnisse kommen (dort sind die Anforderungen sehr hoch, die USA sind ein ausgewiesener Fluorpolymermarkt; d. Red.); Eigennutzer wie Daimler-Benz oder Linde bewerten die Unterhaltskosten immer priorisiert vor den Investitionskosten. Und die Eloxierung mit beispielsweise Sandalor punktet, weil stets der metallische Charakter des Aluminiums durchscheint, während wir beim Lackieren Zugriff auf eine größere Bandbreite bei der Farbgestaltung haben.

Die Sandalor Technologie, gehört die HD Wahl?

Nein, das kann einer allein nicht entwickeln, ausgesprochen umfangreiche und kostenintensive Testreihen sind vonnöten; im Übrigen entspricht das nicht meiner Philosophie, wir sind Gründungsmitglied bei der GSB, aber auch als Vorsstandsvorsitzender der Gütegemeinschaft Metallfassadensanierung bin ich aus voller Überzeugung ehrenamtlich engagiert, weil wir Netzwerke benötigen, um in der Branche Entscheidendes nach vorne zu bringen. Also, das Sandalor Verfahren gehört mir nicht alleine, so wenig wie Duraflon: Doch war ich an dessen Aufstieg in den 80er-Jahren maßgeblich beteiligt. Als die GSB damals verschiedene bewitterte Beschichtungsproben aus Florida zurückbekam, sahen die alle mehr oder weniger mitgenommen aus; nur zwei Proben machten den Anschein, als wären sie nie dort gewesen.

Was war das?

Das habe ich meine Kollegen auch gefragt. Die Antwort lautete: Vergiss es, das ist ein Nasslack. Dazu muss man wissen, dass in den 80er-Jahren der Trend in Deutschland mehr als deutlich zu Pulversystemen ging.

Und Sie werben heute mit dem Claim ,Verpulvern Sie nicht Ihr Geld’.

Ja, das hat uns nicht nur Freunde eingebracht (lacht). Aber ganz ehrlich: Ich habe schon oft gesagt: Wenn mein Rat in der Firma einmal nicht mehr gefragt ist, dann mache ich Sachverständiger; denn die Schadensfälle, die vermeintlich preiswertere Lösungen zur Folge haben, verschlingen unglaubliche Werte. Erst kürzlich haben wir wieder ein Projekt besichtigt, bei dem schon nach wenigen Jahren der aktuelle Oberflächenzustand der Fassade in einem etwaigen Veräußerungsfall zu einer nicht unerheblichen Wertminderung des gesamten Gebäudes führen dürfte. In einem anderen Fall befürchtete der im Metallbau tätige Eigennutzer einen erheblichen Imageschaden, da die pulverbeschichteten Metalloberflächen seines eigenen Gebäudes nach kurzer Zeit Verwitterungsspuren zeigen. Bei beiden Projekten hätte sich der Mehrinvest für eine Duraflon-Beschichtung auf einen Bruchteil davon belaufen.

Ihr Rat nicht mehr gefragt? Das dürfte nicht so bald der Fall sein. Herr Christoph Wahl, warum sind Sie in das Unternehmen eingetreten?

Christoph Wahl: Mein vier Jahre älterer Bruder Hans Christian, der auf sein BWL-Studium gerade noch einen Abschluss in Psychologie draufsetzt, und ich sind hier schon als Kinder herumgelaufen; in der Firma habe ich den ersten Ferienjob gemacht und Bleche für einen Sanierungsauftrag abgeschliffen, später – als Wirtschaftsingenieur – habe ich mich mit den Abläufen in der Qualitätssicherung beschäftigt. Ein wichtiger Grund ist aber auch die Chance, das Familienunternehmen fortführen zu können und der Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern gerecht zu werden. Im Übrigen meint mein Vater immer: Gut verkaufen zu können, ist weniger schwierig, wenn man das beste Produkt hat (lacht).

Hans Dieter Wahl: Mein Neffe Alexander Schwarz übrigens ist als staatlich geprüfter Galvanotechniker für die Verbesserung der Prozesse zuständig. Ich glaube, dass die Ressourceneffizienz ein Key Faktor für die Zukunft ist. Auch außerhalb der Familie bilden wir nicht nur laufend aus; es ist mir wichtig, dass junge Leute Verantwortung übernehmen. Und diese Chance bekommen sie.