Schloss- und Beschlagindustrie Ständige Konferenz des FVSB tagte in Bremen

Am 10. November 2021 trafen sich zirka 60 Vertreter der Schloss- und Beschlagindustrie sowie des Baubeschlagfachhandels zur 59. Ständigen Konferenz in Bremen. In den Konferenzräumen des Parkhotels Bremen begrüßte Martin Meesenburg, Sprecher des Arbeitskreises Baubeschlag im ZHH, und der FVSB-Vorsitzende Karl Kristian Woelm die Teilnehmer zu dem Branchentreff – mit Einhaltung der Compliance- sowie Corona-Regeln.

Die Teilnehmer der 59. Ständigen Konferenz in Bremen. - © FVSB

Martin Meesenburg war sichtlich erfreut, dass in diesem Jahr die Ständige Konferenz wieder als physisches Treffen stattfinden konnte. Nach guten Umsatzsteigerungen im ersten Halbjahr prognostizierte er für das Gesamtjahr 2021 ein Umsatzwachstum von zirka sechs Prozent im Baubeschlagfachhandel. Diese, trotz Corona, positive Entwicklung dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Branche weiterhin mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert sehe. Dazu gehören neben teils massiven Preissteigerungen bei Transportkosten und Rohstoffen auch die im Jahresverlauf zunehmenden Engpässe bei der Warenversorgung. Auch der schon häufig konstatierte Fachkräftemangel werde Hersteller, Handel und Verarbeiter noch länger beschäftigen und kreative Lösungen abverlangen.

Aktuelle Nachfrage höher als Bedarf

Karl Kristian Woelm zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden mit der derzeit erhöhten Nachfrage, die aber offensichtlich über den tatsächlichen Bedarf hinausgehe. Es sei daher zu vermuten, dass Handel, Verarbeiter und Handwerker mit Blick auf mögliche Versorgungsengpässe zusätzliche Läger aufbauen. Die Befürchtung liegt daher nahe, dass bei einem zukünftigen Rückgang der Nachfrage der Abbau dieses Sicherheitspolsters einen Abschwung überproportional beschleunigen könne. Für Arbeiten an einer brancheneinheitlichen Klassifizierung von Produktdaten unter dem Dach von ETIM konnte während der Pandemie leider nur wenig Energie aufgewendet werden. Eine weitere Präzisierung der Klassifikation wird aber als überaus sinnvoll erachtet, Doppelarbeit seien dabei jedoch unbedingt zu vermeiden.

Vorstellung der Innentürstudie

Holger Koch, stellvertretender Geschäftsführer des FVSB, fasste in einem Bericht die wesentlichen Punkte der kürzlich fertiggestellten Innentürenstudie zusammen, die der Fachverband bei B+L Marktdaten beauftragt hat. Der deutsche Innentürenmarkt werde demnach bis 2023 die elf Millionen Grenze überschreiten, was einen Absatz von 7,7 Millionen normalen Holzinnentüren, 2,7 Millionen Funktionstüren und 640 Tausend Wohnungsabschlusstüren entspräche. Das größere Potenzial werde derzeit im Eigenheimbau gesehen. Themen wie der Green Deal und Stadtflucht seien die Träger der Renovierungstätigkeit der nächsten Jahre. Baubeschlaghersteller können weiterhin von der positiven Entwicklung der Baugenehmigungen und des hohen Bauüberhanges profitieren. Die amtliche Produktionsstatistik weist für den Baubeschlag im ersten Halbjahr ein Plus in Höhe von 15,7 Prozent aus, eine leichte Abflachung zum Jahresende ist jedoch zu erwarten.

Positive Stimmung beim Beschlagfachhandel

Thomas Dammann, Hauptgeschäftsführer des ZHH, zeichnete ein positives Stimmungsbild des Baubeschlagfachhandels auf. Zwei Drittel der Händler beurteilen die aktuelle Branchenlage mit gut, ein Drittel mit zufriedenstellend. Die Umsätze im ersten Halbjahr legten um 8,1 Prozent zu, für das Gesamtjahr wird mit einem Wachstum in Höhe von 5,8 Prozent gerechnet. Zusätzlich sollen alle Segmente 2021 erneut zulegen: die höchsten Steigerungsraten erwartet der Experte bei Werkzeugen und Maschinen sowie bei Services und Dienstleistungen. Dies lägen noch vor den Bauelementen, der Befestigungs- und der Sicherheitstechnik. Auch für das nächste Jahr lassen sich wieder steigende Umsätze prognostizieren, in dem momentanen Marktumfeld sind Mengen- und Preiseffekte aber kaum voneinander abgrenzbar.

FVSB-Geschäftsführer Stephan Schmidt bemängelte, dass der Vorschriftendschungel sich im vergangenen Jahr zum Leid aller Beteiligten nicht gelichtet hat. Die weiterhin nur mühsam zu durchschauende Vielfalt der Normen lassen den Normungsprozess zu einer never ending story werden. Es bestehe jedoch Hoffnung auf Besserung: die EU-Kommission hat sich der Thematik angenommen und der Fachverband ist über die ARGE, der europäische Verband der Schloss- und Beschlaghersteller, und deren Vernetzung mit CPE in diese Entwicklung eingebunden. Dass ökologische Aspekte in der Branche Gehör finden, wurde schon vor Jahren mit der Erstellung von Umweltproduktdeklarationen bewiesen. Umso ärgerlicher sei es, dass Unternehmen sich nun mit einem weiteren Bürokratiemonster in Form der SCIP-Datenbank konfrontiert sehen.

Vorschau auf die FENSTERBAU FRONTALE

Abgerundet wurde das Tagungsprogramm durch zwei interessante Gastvorträge: Elke Harreiß, Veranstaltungsleiterin der Fensterbau Frontale, berichtete über den aktuellen Stand der Vorbereitungen zur nächsten Messe, die vom 29. März bis zum 1. April 2022 in Nürnberg stattfinden wird. Aufgrund der schwer abschätzbaren, pandemischen Entwicklung hätten zwar einzelne Aussteller meist schweren Herzens auf eine Teilnahme verzichtet, die Nachfrage nach den freiwerdenden Flächen sei jedoch gut. Man spüre wieder einen starken Wunsch nach physischen Treffen, nachdem die Veranstaltung 2020 leider ausfallen musste. Die Nürnberg Messe beobachtet die Entwicklungen hinsichtlich Corona genau und passt ihr Hygienekonzept regelmäßig den aktuellen Rahmenbedingungen an, um für alle Beteiligten einen sicheren Messeverlauf zu ermöglichen.

Zuzana Blazek, Senior Researcher für Fachkräftesicherung beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, referierte über Employer Branding und Stellenbesetzung der Zukunft. Der bereits jetzt in einzelnen Branchen zu beobachtende Fachkräftemangel werde sich auf alle Bereiche ausweiten und verschärfen. Der demografische Wandel wird nach Aussage der Experten in Deutschland dafür sorgen, dass zukünftig nicht mehr Arbeitgeber ihre Mitarbeiter aussuchen, sondern Arbeitnehmer ihren Arbeitgeber. Arbeitgeber müssten daher originelle und teils auch unkonventionelle Ideen entwickeln, um ihr Unternehmen für potenzielle Arbeitnehmer interessant zu machen. Dieser Prozess sollte bereits jetzt schon in Gang gebracht werden.