Lifehacks für Glaser und Fensterbauer Kratzer und Verschmutzungen einfach verschwinden lassen

Während der Bauphase sind Fenster und Verglasungen ständigen Gefahren ausgesetzt. GFF stellt Lösungen vor, mit denen sich Glaskratzer und Verschmutzungen im Fall der Fälle rückstandslos entfernen lassen. Eine spritzbare Schutzfolie sorgt dafür, dass es gar nicht so weit kommt.

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    Kratzer im Glas ...
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    ... lassen sich mit dem Vetrox-System ...
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    ... rückstandslos entfernen.

Einmal auf der Baustelle nicht aufgepasst und schon ist das Glas im neu eingebauten Panoramafenster beschädigt. Oder jemand ritzt aus blinder Zerstörungswut seinen Namen in eine Schaufensterscheibe. Gründe für Glaskratzer gibt es viele. Ist der Schaden nur an der Oberfläche, muss nicht gleich das gesamte Element aufwändig und kostspielig getauscht werden. Es ist auch möglich, die Glasfläche an der Schadensstelle zu reparieren.

Während solche Verfahren früher nur aus der Automobilbranche bekannt waren, hat das Schweizer Unternehmen Vetrox mit seinem patentierten System die professionelle Instandsetzung von Oberflächenschäden auch in der Baubranche etabliert.

Vetrox: Glaskratzer entfernen

Für den deutschen Raum hat das Ludwigsburger Unternehmen Lorit Fenster & Türen die Lizenz für das Vetrox-Verfahren erworben. Unter dem Label Vetrox Deutschland bietet der Fachbetrieb die Dienstleistung seit vier Jahren im gesamten Bundesgebiet an. "Wir sind mit fünf bis sechs Monteuren im Außendienst unterwegs und beheben bundesweit Schäden an eingebauten Glasoberflächen", sagt Christian Stampfl, der bei Lorit die Abteilung für Vetrox-Instandsetzungen leitet.

Zu den Auftraggebern gehören nach seinen Angaben neben Handwerksbetrieben wie Glasern, Fensterbauern oder SHK-Installateuren auch Glashersteller, Architekten, Bauträger und Privatkunden. "Jeder kann sich an uns wenden. Wir führen Projekte jeder Größenordnung durch."

Wie funktioniert das Verfahren?

Beim Vetrox-Verfahren handelt es sich um eine subtraktive Glasbearbeitung. Die Glasoberfläche wird mit dem patentierten Schleif- und Poliersystem so lange um die beschädigte Stelle herum flächig abgetragen, bis die Tiefe des Schadens erreicht ist. "Wir verwenden dazu das speziell für uns produzierte Schleifmittel im Zusammenspiel mit Schleifscheiben unterschiedlicher Körnung", schildert Stampfl.

Die durch Beschädigungen entstandene Sollbruchstelle im Glas wird somit entfernt und der homogene Spannungsverlauf, wie im Urzustand der Scheibe, wiederhergestellt. Weiteres Schleifen und Polieren stellt abschließend die vollständige und ungetrübte Transparenz der Glasoberfläche her.

Welche Schäden lassen sich beheben?

Laut Stampfl lässt sich das Verfahren auf allen Arten von Glas anwenden. Die Bearbeitung erfolge dabei deutlich innerhalb der zulässigen Grenzen und Herstellertoleranzen. "Wir reparieren Oberflächenverletzungen bis zu einer Tiefe von 0,02 Millimeter", sagt Stampfl. Das klingt wenig, aber gängige Vandalismusschäden (Glas-Scratching) und einfache Kratzer lassen sich innerhalb dieses Rahmens nach seinen Angaben problemlos instand setzen – ebenso Verätzungen oder Glastrübungen.

Bei stärkeren Oberflächenschäden oder auch Rissen ist das Verfahren dagegen nicht anwendbar. "Wir machen immer eine Schadensaufnahme vor Ort und begutachten zunächst einmal die Beschädigungen", sagt Stampfl. In den meisten Fällen können die Experten helfen. Aktuell habe sein Team z.B. einen Großauftrag in Köln, bei dem nur fünf oder sechs der insgesamt 150 zu reparierenden Elemente nicht zu bearbeiten seien.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Vetrox?

Das Besondere am Vetrox-Verfahren ist, dass die Schleif- und Poliermaschine, welche die Fachleute mit Saugnäpfen auf der Glasoberfläche befestigen, schienengeführt ist – im Fachjargon spricht man auch von zwangsgeführt. "Die Beschädigungen werden auf diese Weise planparallel entfernt", sagt Stampfl. Es komme zu keinen optischen Beeinträchtigungen. Das sei auch der große Vorteil im Vergleich zu handgeführten Geräten. "Mit Handgeräten bekommt man in der Regel keine gerade Fläche hin. Das führt zu Verzerrungen", sagt Stampfl.

Wie der Fachmann weiter ausführt, stellt das Vetrox-System außerdem einen definierten Übergang von geschliffener Fläche zu unbehandelten Bereichen her. Schließlich entsteht durch die Bearbeitung nichtsdestoweniger eine minimale Vertiefung im Glas. Laut Stampfl wird bei einem zehn Zentimeter langen Kratzer ein Feld von 30 auf 40 Zentimeter bearbeitet, um Verwerfungen und sog. Linseneffekte zu verhindern. "Wir müssen das Feld größer machen, als der eigentliche Kratzer ist. Sonst würde man Verwerfungen sehen."

Wie sieht das Ergebnis aus?

"Der Kratzer ist weg. Man sieht nicht, dass das Glas überhaupt bearbeitet wurde", sagt Stampfl. Mit einem anderen Ergebnis wäre es auch gar nicht möglich, die Dienstleistung am Markt anzubieten. "Wir sind häufig im hochwertigen Wohnungsbau tätig, wo große Glasflächen verbaut sind. Wenn man nach unserer Bearbeitung noch etwas sehen würde, würde das niemand machen lassen."

Wie hoch sind die Kosten?

Als Faustregel sagt Stampfl, dass die Vetrox-Instandsetzung 50 Prozent günstiger sei, als es der komplette Glastausch wäre. "Je mehr Nachfolgeschäden die Austausch-Maßnahmen nach sich ziehen würden, gerade bei größeren Elementen, desto mehr lohnt sich aus wirtschaftlichen Gründen die Instandsetzung", sagt Stampfl. Auch Versicherungen hätten bereits erkannt, dass sich mit dem Reparatur-Verfahren viel Geld sparen lasse.

Wie entwickelt sich die Nachfrage?

Stampfl und sein Team verzeichnen jeden Monat mehr Anfragen, vom kleinen Fenster bis zum Großauftrag mit 500 Elementen. "Wir sind auf der Suche nach weiteren Monteuren", verdeutlicht Stampfl die steigende Nachfrage. Glasschäden entstehen nach seinen Angaben vor allem im Wohnungsbau, wo viele Gewerke auf einmal tätig sind. Zudem verursachten die Glasreiniger recht häufig Beschädigungen. In neu gebauten Privathäusern steige die Nachfrage ebenfalls. "Irgendwo entstehen immer Kratzer", sagt Stampfl. Das zeigten auch die Erfahrungen, die Lorit selbst als Fensterbaubetrieb in der Praxis macht.

Bohle: Reinigungspaste entfernt Verschmutzungen

Bohle XtraClean
Die Reinigungspaste XtraClean von Bohle befreit Profile und Glas von Verschmutzungen und Ablagerungen. - © Bohle

Weniger ärgerlich als Kratzer im Glas, aber ebenfalls mit Aufwand verbunden, sind Bauschmutz und Ablagerungen, die sich während Bauphase auf der Glasfläche oder auch auf den Profilen festgesetzt haben. Um solche Verschmutzungen zu entfernen, hat Bohle die Reinigungspaste XtraClean auf den Markt gebracht.

"XtraClean eignet sich als Reinigungspaste für jegliche harte, kratzunempfindliche Oberflächen und befreit diese u.a. von Bauschmutz, Kalkablagerungen, Zementschleier, Flugrost und Urinsäure", sagt Volker Brock, Leiter Produktmanagement Oberflächentechnik bei Bohle. Das Gleiche gelte für diverse Farben, Lacke und Ölablagerungen. "Es entfernt selbst Graffiti von der Hauswand", sagt Brock. Und das ist noch nicht alles: "Die Reinigung von Ceranfeldern, Schweißnähten, Edelstahl, Keramik, Fliesenfugen, gesandstrahltem und geätztem Glas ist ebenso möglich wie die Entfernung von Silikon von Glas", ergänzt der Fachmann. Entsprechend dem Anwendungsspektrum gehören nach seinen Angaben unterschiedliche Handwerkszweige zu den Abnehmern.

Wie wirkungsvoll reinigt XtraClean Glas?

Laut Brock dringt XtraClean tief in die Poren des Glases ein und beseitigt dort jeglichen Schmutz oder Ablagerungen. Auf Basis von feinsten Mikropartikeln, ätherischen Ölen und Tensiden erziele die Reinigungspaste eine besonders hohe und dennoch schonende Reinigungswirkung. "Der Anwendung sind keine Grenzen gesetzt", sagt Brock. "Auch bei festen Schmutzbelägen wie Lackresten oder Rost ist sie sanft zur Oberfläche."

Wie erfolgt die Anwendung?

Der Nutzer verarbeitet XtraClean mithilfe eines feuchten Mikrofasertuches. "Die Paste wird vor dem Gebrauch gemeinsam mit Wasser auf das Tuch gegeben und dort verrieben, bis sie leicht schäumt", erläutert Brock. Bei hartnäckigen Flächen sei XtraClean unverdünnt anzuwenden. Zum Schluss spült der Anwender die bearbeitete Oberfläche gründlich mit Wasser ab. "XtraClean ist zu einhundert Prozent biologisch abbaubar. Es verschmutzt keineswegs das Erdreich", ergänzt Brock.

Erhältlich ist die Reinigungspaste in drei Größen: als kleine Dose mit 20 Gramm, als Dose mit 100 Gramm sowie als Eimer mit fünf Kilogramm.

Emdex: Sprühbare Schutzfolie

Hevadex Sprühfolie
Die Sprühfolie Omniguard schützt Fenster und Verglasungen während der Bauphase. - © Hevadex

Besser als nachzusorgen, ist die richtige Vorsorge. Das belgische Unternehmen Hevadex hat eine sprühbare Schutzfolie Omniguard entwickelt, die u.a. Fenster und Verglasungen während der Bauphase schützt und sich nach Abschluss aller Arbeiten einfach abziehen lässt. Vertriebspartner für Österreich und Süddeutschland ist der österreichische Betrieb Emdex mit Sitz in Furth. "Wir sind erst Ende 2020 mit dem Vertrieb gestartet, aber die Nachfrage ist schon sehr groß, gerade in Deutschland", sagt Verkaufsleiter Roman Haberhauer.

Nach seinen Angaben schützt die Sprühfolie vor Beschädigungen und Verunreinigungen, u.a. vor Kratzern, Zementspritzern, Verschmutzungen während der Putzarbeiten oder Funkenflug beim Flexen. "Das alles hinterlässt keine Spuren auf Glas oder Profil", sagt der Verkaufsleiter. Gegen grobe Gewalt könne die Folie hingegen nichts ausrichten.

Wie lässt sich die Folie einsetzen?

Ausführende Betriebe nutzen die Sprühfolie beispielsweise bei Neubauprojekten, um ihre Leistung vor der Beschädigung durch nachfolgende Gewerke zu schützen. Wenn es nach Haberhauer geht, rüsten Fensterbauer ihre Elemente bereits ab Werk mit der Sprühfolie aus. "So beginnt der Schutz unmittelbar nach der Herstellung. Die Elemente sind auch während Transport und Einbau geschützt", betont der Verkaufsleiter. Er hebt auch eine weitere Anwendungsmöglichkeit hervor. So können Betriebe die Folie bei Sanierungsprojekten auch nutzen, um Parkettböden, die Kücheneinrichtung o.Ä. zu schützen.

Wie erfolgt die Anwendung?

Je nach zu schützender Oberfläche ist die Flüssigfolie in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Die Applikation ist innen wie außen möglich und erfolgt immer auf die gleiche Weise: Der Anwender trägt die Flüssigkeit, die in Zehn-Kilogramm-Eimern geliefert wird, mit einem Airless-Spritzgerät auf, das über einen Sprühdruck von mindestens 200 bar verfügen soll. Alternativ arbeitet er mit Farbwalze oder Pinsel. "Es gibt Bereiche, an die man mit dem Pinsel besser hinkommt", erläutert Haberhauer.

Bei Fensterelementen muss der Anwender nach seinen Angaben pro Quadratmeter 0,6 Kilogramm an Material aufsprühen, um die minimale Schichtdicke zu erreichen – das seien zwei Schicht-Aufträge. Zudem gelte es hier, die Dichtungen mit Vaseline vorzubehandeln. "Die Folie lässt sich dann hinterher einfacher abziehen."

Lohnt sich die Sprühfolie als Alternative?

Die Kosten für die Sprühfolie liegen laut Haberhauer bei zirka acht Euro pro Quadratmeter. Im Vergleich zur herkömmlichen Vorgehensweise, die Bauelemente mit Plastikfolien und Klebebändern zu schützen, mag der Preis hoch erscheinen, der Verkaufsleiter hebt aber zwei Vorteile hervor. Zum einen die Zeitersparnis: Das mühselige Abkleben von Fenstern oder Türen entfalle. "Ein Geübter schafft 600 bis 700 Quadratmeter am Tag", sagt Haberhauer.

Zum anderen handle es sich um eine Lösung, die UV- und witterungsbeständig ist und auch auf lange Dauer schützt. "Gerade im Außenbereich gehen herkömmliche Folien bei Hagel, Wind oder anderen Witterungseinflüssen schnell kaputt. Die Sprühfolie ist stabiler", sagt Haberhauer.

Wie lange schützt die Folie?

Die Sprühfolie kann laut Haberhauer ein Jahr auf dem Untergrund verbleiben, auf Glas sogar bis zu 18 Monate. Bei starker UV-Strahlung reduziere sich die Haltbarkeit, 400 Stunden direkter Sonneneinstrahlung halte die Folie nichtsdestoweniger stand.

Nach Abschluss der Bauarbeiten lasse sich die Folie, ohne dass sie reiße, rückstandslos abziehen. Auch das sei ein Vorteil im Vergleich zu herkömmlichen Folienlösungen. "Klebebänder hinterlassen schon nach einer Woche Rückstände und machen ggf. Nacharbeiten erforderlich", sagt Haberhauer.