Neues Wien Museum Fusion von Alt und Neu

Bei der Sanierung des Wien Museums legten die Verantwortlichen Wert auf Nachhaltigkeit und den Erhalt der historischen Bausubstanz. Das intelligent gesteuerte Sonnenschutzglas Sageglass sorgt dafür, dass nicht zu viel Licht und Wärme in die Innenräume gelangen.

Neuer Blickfang des Wien Museums ist ein über dem Bestandsbau schwebender Betonkubus, der die Ausstellungsfläche nahezu verdoppelt.
Neuer Blickfang des Wien Museums ist ein über dem Bestandsbau schwebender Betonkubus, der die Ausstellungsfläche nahezu verdoppelt. - © Christine Koblitz

Das Wien Museum am Karlsplatz ist eines der meistbesuchten Museen der österreichischen Hauptstadt. Bei seiner Sanierung und Erweiterung sollte nicht nur die denkmalgeschützte Bausubstanz erhalten, sondern auch eine zeitgemäße Infrastruktur geschaffen werden. Sie trägt sowohl den komplexen konservatorischen Erfordernissen der historischen Exponate Rechnung als auch den Ansprüchen an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz.

Vertikale Erweiterung

In dem für den Umbau ausgelobten Wettbewerb überzeugten Ferdinand Ĉertov und Winkler + Ruck Architekten im Jahr 2015 mit der Idee einer vertikalen Erweiterung – ein über dem Altbau schwebender Betonblock sollte den notwendigen Flächengewinn bringen. Der architektonische Clou: Alt und Neu bleiben baulich komplett getrennt. Der aufgesetzte Neubau ist tief im ehemaligen Atrium des Museums statisch verankert, ohne den Bestand zu berühren. Dafür wurde im Atrium ein neues Fundament gelegt, bestehend aus einer bis zu vier Meter dicken Betonplatte auf 40 Bohrpfählen mit maximal 40 Meter Länge. Eine zehn Zentimeter breite Fuge stellt sicher, dass die beiden Gebäudeteile im Fall eines Erdbebens komplett unabhängig voneinander schwingen können.

In der neuen Kubatur wachsen Alt und Neu zu einem homogenen Ganzen zusammen. Die Schnittstelle symbolisiert ein transparent verglastes Terrassengeschoss mit multifunktional nutzbaren Räumlichkeiten für Events und Ateliers. Von der frei zugänglichen Aussichtsplattform mit Café blickt man auf den Karlsplatz und die Karlskirche.

Neue Nutzflächen

Ein neuer gläserner Pavillon vor dem Eingangsbereich dient als vorgelagertes Foyer und vermittelt klimatisch zwischen Draußen und Drinnen. Zusammen mit der neuen Plaza vor dem Museum sorgt er für eine starke lokale Präsenz. Das Herzstück des neuen Wien Museums ist jedoch die 25 Meter hohe zentrale Halle im ehemaligen Atrium mit einer freischwebenden Treppenanlage, die ohne sichtbare Stützen auskommt.

Die Nutzfläche des im Jahr 1959 von Oswald Haerdtl errichteten Museums hat sich durch den Umbau von 6.900 auf 12.000 Quadratmeter erhöht. Die neu geschaffenen Ausstellungsflächen erlauben eine chronologische Raumfolge für die Dauerausstellung und bieten mehr Platz für die wechselnden Sonderausstellungen. Die Fassaden des Bestandsgebäudes sind dem Original aus den 1950er-Jahren nachempfunden. Die Gestaltung mit einer Natursteinverkleidung aus verschiedenen Kalkstein- und Marmorflächen orientiert sich an den ursprünglichen Ideen von Haerdtl und gibt der Fassade zusammen mit den messingfarbenen Fensterrahmen eine wertige Struktur.

Der vollverglaste Pavillon ergänzt den Eingangsbereich des Museums und wird als einladende Geste im ansonsten geschlossen wirkenden Altbau gelesen.
Der vollverglaste Pavillon ergänzt den Eingangsbereich des Museums und wird als einladende Geste im ansonsten geschlossen wirkenden Altbau gelesen. - © Christian Scheidegger
Die Glasfassade im Fugengeschoss, aber auch alle anderen Fensteröffnungen und Verglasungen im Museum sind mit der schaltbaren Verglasung von Sage ausgestattet.
Die Glasfassade im Fugengeschoss, aber auch alle anderen Fensteröffnungen und Verglasungen im Museum sind mit der schaltbaren Verglasung von Sage ausgestattet. - © Lisa Rastl

Texturierte Fassaden

Für die Betonfassade des neuen Schwebegeschosses behandelten die Betonbauer den Sichtbeton durch spezielle Schalung und sorgfältige Nachbearbeitung so, dass feine Linien in unregelmäßigen Abständen die Wand herunter laufen. Die Kanten der vertikalen Rillen wurden händisch abgeschlagen, um die gewünschte Optik einer rauen Schraffur sowie ein natürliches Schattenspiel zu erzeugen.

Intelligent gesteuerte Verglasung

Durch die energetische Sanierung der Bestandsfassaden und der Nutzung regenerativer Energie für Heizung und Kühlung ist das Wien Museum annähernd energieautark. Zum konservatorischen Erhalt der Ausstellungsstücke ist in der Regel eine aufwändige Klimatisierung notwendig. In Zusammenarbeit mit Restauratoren, Gebäudemanagern und Fachplanern wurden Möglichkeiten gesucht, den Energieverbrauch zu senken und trotzdem ein stabiles Raumklima zu garantieren. Zum einen wurde das Gebäude dafür in drei Klimazonen eingeteilt, die baulich voneinander getrennt sind und unabhängig voneinander funktionieren.

Zum anderen entschieden sich Planer und Bauherrschaft für den Einsatz von Sageglass Classic in allen Glasflächen zwischen innen und außen. Das intelligent gesteuerte Sonnenschutzglas ermöglicht einen maximalen Tageslichteinfall bei minimalem Wärmeeintrag. Durch diese Maßnahmen ließ sich den Angaben zufolge die notwendige Kühl- und Beleuchtungsenergie im Wien Museum massiv reduzieren.