Handwerk 4.0 Digitalisierung lohnt sich – auch für Sie?

Laut einer aktuellen Studie wirken sich digitale Maßnahmen im Handwerk positiv auf Umsatz, Kundenbindung und die Produktivität der Betriebe aus. Auch die Glas- und Fensterbaubranche will ihre Unternehmen fit für die digitale Geschäftswelt machen.

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    © Grafik: sicht+sonnenschutz; Quelle: Digitalisierungsindex Mittelstand – Telekom Deutschland und techconsult 2017
    Die befragten Handwerksbetriebe bewerteten ihre Digitalisierungsbemühungen in den Bereichen Kundenbeziehung, Produktivität und Geschäftsmodell.
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    © Grafik: sicht+sonnenschutz; Quelle: Digitalisierungsindex Mittelstand – Telekom Deutschland und techconsult 2017
    Wenn sich die Betriebe im hart umkämpften Wettbewerb behaupten wollen, müssen sie den Weg der Digitalisierung mitgehen.

Die Digitalisierung ist im Handwerk angekommen – das belegt eine Studie der Deutschen Telekom, für die das Analystenhaus techconsult an die 2.000 kleine und mittelständische Unternehmen befragt hat. Demnach haben 40 Prozent der Handwerksbetriebe die digitale Transformation bereits fest in ihrer Geschäftsstrategie verankert. Weitere 41 Prozent der Betriebe setzen einzelne digitale Projekte um. Handwerker wollen mit dem digitalen Wandel ihre Marktposition festigen und sich im Wettbewerb besser behaupten, sehen in der digitalen Transformation also zunehmend einen Schlüssel für den künftigen Erfolg. Nur sieben Prozent der Unternehmen gaben an, dass sie sich damit bisher gar nicht beschäftigt haben.

Glaserhandwerk: Niveau verschieden

Und welche Rolle spielt das Thema im Glaserhandwerk? Dazu sagt Stefan Kieckhöfel, Hauptgeschäftsführer des Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks (BIV): „Wir sind bereits in den 1990er-Jahren in die Welt der Digitalisierung eingetaucht, die vom PC über CNC-gesteuerte Maschinen bis hin zu Smartphones und Tablets reicht.“ So gesehen sei das Glaserhandwerk in der digitalisierten Welt angekommen – wenn auch nicht auf einheitlichem Niveau. „Das hängt mit den Betriebsstrukturen zusammen, die sich von der ‚One-Man-Show‘ bis zum global ausgerichteten 70-Mann-Betrieb erstrecken“, sagt Kieckhöfel und weist in diesem Zusammenhang auf die Ergebnisse einer Verbandsumfrage hin: „Zirka 80 Prozent unserer Betriebe bevorzugen bei der Informationsgewinnung noch die klassischen Printmedien und die Face-to-Face-Kommunikation.“

Kundenbindung ist das A&O

Doch zurück zu der Studie: Im Digitalisierungsindex Mittelstand hat das Handwerk 56 Punkte – und damit einen Punkt mehr als im Vorjahr – erreicht, der Durchschnitt aller Branchen liegt bei 54 Punkten. Damit platziert sich die Branche in Sachen digitaler Transformation im vorderen Drittel. Digitale Prozesse helfen Handwerksbetrieben bei der Kundenbindung, gibt die Analyse weiter an. Bei 85 Prozent der Unternehmen wirke sich eine Webseite positiv auf den Umsatz aus. Auch die Ansprache über Social Media-Kanäle fördere die Erreichbarkeit und Präsenz. Stichwort Produktivität: 87 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, ihre Prozesse durch vorausschauende Wartung und Instandhaltung effizienter machen zu können. Weitere 85 Prozent sind in der Lage, ihre Kosten mit einer zentralen Steuerung und Überwachung der Produktion zu senken. Auch digitale Helfer wie Augmented Reality machen Handwerksbetriebe laut der Studie produktiver. 40 Prozent nutzen bereits digitale Ersatzteilkataloge. Oder digitale Kundendatenbanken: 84 Prozent der befragten Unternehmen sehen darin einen positiven Einfluss auf ihren Umsatz.

Auch in der Glas- und Fensterbaubranche ist die Kundenbindung das A&O, wenngleich hier noch die klassischen Marketinginstrumente das Sagen haben: „Auch in der digitalisierten Welt bauen unsere Betriebe weiterhin auf die emotionalen bzw. weichen Entscheidungsfaktoren, um ein erfolgreiches und überlebenswichtiges Lifecycle-Management betreiben zu können“, weiß Kieckhövel und ergänzt: „Sicherlich wird dies in der kommenden Welt von Handwerk 4.0 angepasst werden müssen, um weiterhin am Markt bestehen zu können.“

„Auch in der digitalisierten Welt bauen unsere Betriebe weiter auf die sog. weichen Entscheidungsfaktoren, umdamit erfolgreiches Lifecycle-Management zu betreiben.“

46 Prozent der Handwerksbetriebe konnten laut der Studie ihren Umsatz durch den Einsatz von digitalen Helfern steigern, ebenfalls 46 Prozent verbesserten ihr Betriebsergebnis. Dazu sagt Thomas Spreitzer von der Telekom Deutschland: „Investitionen in digitale Lösungen rentieren sich.“

Digitalisierung als UmsatztreiberAuf der anderen Seite gebe es aber noch immer zahlreiche Mittelständler, die bis heute weder über eine Internetpräsenz verfügen noch in sozialen Medien aktiv sind. „Für sie ist es das Wichtigste, jetzt mit der Digitalisierung anzufangen“, so lautet sein Fazit.

Dem stimmt Kieckhövel vom Bundesinnungsverband zu: „Wir sind bestrebt, unser Handwerk zukunftsfähiger zu machen und bauen dabei auf einen Mix aus Digitalisierung und bewährter Kommunikation, ohne jedoch die kommenden Anforderungen der digitalen Welt aus den Augen zu verlieren.“Die Novellierung läutet den Wandel ein

Das Berufsbild des Glasers und Glasveredlers erhält derzeit ein komplett neues Gesicht. „Die künftigen Anforderungen werden sich konsequent am Markt ausrichten und die digitalisierte Welt des Glases abdecken – von der Herstellung bis hin zur Inbetriebnahme und Wartung“, sagt Kieckhövel mit Blick auf die Novellierung. Dies wiederum werde erhebliche Auswirkungen auf die Betriebe im Glaserhandwerk haben, die sich dadurch in ihrer gegenwärtigen marktwirtschaftlichen Aufstellung wandeln müssten, um mit der kommenden Entwicklung Schritt zu halten. „Dabei werden wir sie tatkräftig unterstützen“, versichert Kieckhövel.

Im Zuge dieser Entwicklung werde sich der BIV auch mit dem Thema Handwerk 4.0 verstärkt auseinandersetzen, damit sich die Betriebe in der digitalen Geschäftswelt rechtzeitig erfolgreich positionieren können. „Derzeit stellen wir beispielsweise Überlegungen an, wie die dafür benötigte Cloud definiert sein muss und wie unsere Betriebe für sie gewinnbringend einzubinden sind“, verrät Kieckhövel im Gespräch mit dieser Zeitschrift.