Schanze mit Aussicht Schiefer Turm von Oberstorf

Dichtungen dichten, dämpfen, schützen – auch an ungewöhnlichen Orten. In der Glasfassade der Heini-Klopfer-Skiflugschanze in Oberstdorf trotzen spezielle Dichtungen tagtäglich der oft unwirtlichen Witterung. Das kürzlich modernisierte Bauwerk zählt zu den höchsten seiner Art.

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    Das Vorbild für das Erscheinungsbild der Fassade in luftiger Höhe lieferte die Optik eines Adlerhorstes.
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    Schiefer Turm von Oberstdorf: die Heini-Klopfer-Skiflugschanze im Stillachtal

Nur fünf Skiflugschanzen gibt es weltweit. Eine davon erhebt sich über die Landschaft des Stillachtals im Obersten Allgäu. Die Heini-Klopfer-Skiflugschanze ist seit jeher Austragungsort für Weltcups und -meisterschaften. Sie wurde 1950 in Holz gebaut und 1973 durch eine Betonanlage ersetzt. Namensgeber ist der deutsche Architekt und Skispringer Heini Klopfer, der 1968 im Alter von 50 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb.

In den Jahren 1997 bis 2002 wurde die Skiflugschanze mehrmals modernisiert. 2016 begannen die aktuellen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen nach den Plänen von Renn Architekten aus Fischen im Allgäu. Diese waren vor dem Hintergrund der Weiterentwicklung des Skisports und veränderter Regularien des internationalen Ski-Verbands Fédération Internationale de Ski – kurz FIS – notwendig geworden.

Grandioser Blick auf den Freibergsee

Eine frei auskragende Spannbetonkonstruktion mit einer Anlauf-Turmhöhe von 72 Meter ist das besondere architektonische Merkmal der Heini-Klopfer-Skiflugschanze.

Die Baumaßnahmen zwischen 2016 und 2017 umfassten unter anderem den Abbruch des alten Schanzentisches, die Errichtung eines neuen Schanzentisches, die Vergrößerung des Auslaufbereichs sowie den Bau eines barrierefreien Personenschrägaufzugs und einer Tribünenanlage. Außerdem war die Erweiterung der Räumlichkeiten am Schanzenkopf ein Bestandteil der Planung. In diesem Zuge wurde die Aussichtsplattform mit einem Holz/Aluminium-Fassadensystem ausgestattet. Von dort aus kann man den grandiosen Ausblick ins Stillachtal, auf den Freibergsee und die Oberstdorfer Bergwelt genießen. Der Aufzug dient auch als Aufstiegshilfe zu den Wanderwegen rund um den Freibergsee.

Plattform in Nest-Optik

Das Vorbild für das Erscheinungsbild der Fassade in luftiger Höhe lieferte die Optik eines Adlerhorstes. So wurden die vorgefertigten Elemente außenseitig mit kreuz und quer verlaufenden Profilen versehen, die den Aussichtspunkt wie ein Nest erscheinen lassen. Bei der Abdichtung der Holz/Aluminium-Fensterelemente setzte man auf die Dichtung D3630 von Trelleborg. Diese ist speziell für den Einsatz in Holzfenstern konzipiert. Ein besonderes Merkmal: Das Profil D3630 kann sowohl als Flügelfalz- als auch als Überschlagdichtung eingesetzt werden und passt in eine Nut von drei Millimeter Breite.

Oberstdorf gehört zu den Regionen mit den höchsten Niederschlagswerten in Deutschland. Dazu kommen Kälteperioden mit Temperaturen von bis zu minus 30 Grad Celsius und überdurchschnittlich viele Sonnenstunden im Jahr. In Einsatzbereichen wie diesen erbringt D3630 eine dauerhaft hohe Leistung bei langer Nutzungsdauer. Für die Herstellung des Profils kommt das hochwertige Dichtungsmaterial TSP-Foam zur Anwendung. Dabei handelt es sich um einen Spezialwerkstoff auf der Basis eines thermoplatischen Elastomers (TPE), das speziell modifiziert wurde. Es bietet unter anderem Materialeigenschaften wie eine hohe UV- und Wasserbeständigkeit sowie Lackverträglichkeit. Im Verbund mit Glas und Rahmen schützt die Dichtung zuverlässig vor Kälte, Wind, Regen und Schnee.

„Oberstdorf ist eine der Regionen in Deutschland mit den höchsten Niederschlagsmengen. Dazu kommen Perioden mit bis zu minus 30 Grad Celsius und überdurchschnittlich viele Sonnenstunden im Jahr.“

„Die Profile von Trelleborg sind hochwertig verarbeitet und ließen sich problemlos und schnell mithilfe eines Dichtungseinrollers in die vorgesehenen Nuten der Fensterrahmen einsetzen“, erklärt Franz-Josef Bietsch von der Holzverarbeitung Bietsch.

Fertigstellung in drei Tagen

Zügig erfolgte auch die Montage auf der Baustelle. Das verarbeitende Unternehmen benötigte lediglich drei Arbeitstage, um die Grundfassade und die Verglasung zu montieren. Die Wiedereröffnung der Heini-Klopfer-Skiflugschanze mit Panoramaschrägaufzug sowie Anlaufturm erfolgte im Februar 2017.

Bei der Skiflug-Weltmeisterschaft 2018 in Oberstdorf wurde der norwegische Skispringer Daniel-André Tande Weltmeister im Einzel. In der Qualifikation zu diesem Wettbewerb verbesserte er zudem den Schanzenrekord für die Heini-Klopfer-Skiflugschanze auf 238,5  Meter.