Kurz gefragt „Dass Deutschland hinterherhinkt, ist unerklärlich.“

Prof. Peter Andres ist Gründer von Peter Andres Lichtplanung in Hamburg. - © Bo Ismono

GFF: Herr Prof. Andres, was sind die Gründe, dass Deutschland Nachholbedarf hat, was den Tageslichteintrag in Gebäude betrifft?

Andres: Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Der Süden Europas hätte ja noch einen Grund, geringere Werte beim Tageslichtquotienten zu fordern. Aber aus welchen meteorologischen Überlegungen heraus Deutschland nur relativ niedrige Tageslichtmengen verlangt, ist mir unerklärlich.

Inwiefern tragen Wärmeschutzverglasungen zum Problem bei, indem sie die Lichttransmission verringern?

Wärme- und Sonnenschutzgläser beruhen auf dem Prinzip, dass aufgedampfte Metalloxid-Beschichtungen gewisse Wellenlängen des Lichts, z.B. im Infrarotbereeich, reflektieren. Diese Beschichtungen funktionieren aber nicht so exakt, dass sie genau am Ende des sichtbaren Spektrums aufhören bzw. anfangen. Man zahlt immer einen Preis hinsichtlich der Lichttransmission. Es ist technisch unmöglich, das sichtbare Licht komplett hindurchzulassen. Eine normale Einfachscheibe lässt 90 Prozent an Tageslicht hindurch, bei der Doppelverglasung liegt der Lichttransmissionwert bei 0,8. Bei Wärme- und Sonnenschutzverglasungen verringern sich die Werte weiter. Wir rechnen selbst bei den hochwertigsten Produkten nie mit mehr als 0,6 oder 0,7.

Wie gehen Sie selbst bei der Tageslichtplanung vor?

Für den Menschen im Gebäude ist entscheidend, dass ihm über eine gewisse Zeit eine ausreichende Menge an Tageslicht zur Verfügung steht. Wir legen bei der Planung daher den Ansatz der sog. Tageslichtautonomie zugrunde. Dabei spielt es auch eine Rolle, wo das Projekt realisiert wird. Der Tageslichtquotient ist ein Wert, der in Beziehung zur Außenhelligkeit steht. Die Außenhelligkeit muss folglich in die Planung einbezogen werden.