Salesforce Transit Center San Francisco Begehbare Brandschutzverglasung

Der Verkehrsknotenpunkt erstreckt sich über sechs Etagen und verbindet acht Countys (Bezirke) der San Francisco Bay Area mit dem restlichen Kalifornien. Da die Region anfällig für Naturkatastrophen ist, mussten die Architekten Sicherheit bei Erdbeben sowie Bränden in ihrer Planung berücksichtigen.

Das Salesforce Transit Center beeindruckt zunächst durch seine schiere Imposanz: Der zirka 140.000 Quadratmeter große Bau, der sich in der Innenstadt von San Francisco über fünf Blocks erstreckt, ist schon von Weitem sichtbar und sorgt durch seine sanft gewellte Wand für eine anmutige und einladende Optik. Auf Straßenhöhe locken Geschäfte und Cafés Besucher an und beleben das umliegende Viertel, während im 2,2 Hektar großen Park auf dem Dach Menschen entspannen und das Transit Center von einem reinen Pendlerknoten zu einem hippen städtischen Ausflugsziel machen.

Das Erdgeschoss des Verkehrsknotenpunkts ist ein lichtdurchfluteter Raum, der durch seine Lichtsäulen eine dynamische und einladende Atmosphäre vermitteln soll. Der Raum ist geprägt durch die Kombination aus eindrucksvollen Oberlichtern mit einem begehbaren Glasboden. Das größte Oberlicht in der 36 Meter hohen Grand Hall, dem überwältigenden Mittelpunkt des gesamten Bahnhofs, dient als natürliche Lichtquelle für alle Ebenen bis hinunter zu den Bahnsteigen zwei Stockwerke tiefer. Fast 300 Glasbodenelemente mit mehr als 4.000 Glasscheiben versorgen den Bahnhof mit Tageslicht.

Ingenieurtechnische Meisterleistung

Die Architekten von Pelli Clarke Pelli stellten höchste Anforderungen an den Glasfußboden und die Oberlichter aus Brandschutzglas. Laut Kevin Norcross, Geschäftsführer von Vetrotech Saint-Gobain North America, gab es das Verfahren für die Herstellung dieses Glasbodens noch nicht, als der Grundstein für das Projekt gelegt wurde. Das System musste mit entsprechenden Tragfähigkeitswerten solide ausgeführt und rutschfest sein. Obendrein mussten Glas und Rahmen die strikten Anforderungen an die für San Francisco geltende seismische Belastungsfähigkeit erfüllen. Der Brandschutz zusammen mit den Anforderungen an Statik und eben jene seismischen Lasten machen dieses Projekt zu einer ingenieurtechnischen Meisterleistung. Die einzelnen Elemente bestehen im Wesentlichen aus Contraflam 120-Brandschutzglas und begehbaren Lite-Floor-Gläsern. Nach Herstellerangaben ist es das einzige Verbundglassystem für den Außenbereich, das die extrem strikten Anforderungen erfülle und zahlreiche Tests bestand, darunter den 120-minütigen Feuerwiderstandstest und den Wasserdichtigkeitstest, jeweils unter Einsatzbedingungen. Erdbebentauglichkeit und Tragfähigkeit inklusive der geforderten Sicherheitsreserven stellte Vetrotech Saint-Gobain durch umfangreiche Berechnungen sicher. Aufliegend ist eine Opferscheibe ergänzt, die sich im Fall von Bruch oder Verkratzen schnell ersetzen lässt, ohne das gesamte Glassystem auszutauschen.

Sich das Unvorstellbare vorstellen

Die Teams von Vetrotech und Greenlite Glass Systems Inc. arbeiteten bei der Projektgestaltung eng mit Roger Wilde Ltd., RDH, Larson Engineering und Pelli Clarke Pelli zusammen. Fachleute mit jahrzehntelanger Erfahrung entwickelten und prüften so gemeinsam eine multifunktionale Lösung. Laut Darin Cook, Seniorpartner bei Pelli Clarke Pelli, ging es bei der architektonischen Gestaltung des gesamten Projektes auch darum, sich das Unvorstellbare vorzustellen und es zum Leben zu erwecken. Den Architekten wurde schnell klar, dass der Glasboden als Oberlicht keine Lösung „von der Stange“ sein könne. Man sei sehr zufrieden mit dem, was sich Vetrotech und Greenlight hätten einfallen lassen, sagt Cook. Dies helfe, in der Architektur die Grenzen des Möglichen zu verschieben. „Ich wusste, dass die Projektspezifikationen und neuen Anforderungen eine große Herausforderung für die moderne Glastechnologie sein würden, bei der uns Vetrotech helfen könnte“, ergänzt Ryan Dennett von Greenlight Glass Systems Inc. aus Kanada. „Ein besseres Projektteam konnte es nicht geben. Wir sind alle sehr stolz darauf, was wir hier gemeinsam geschaffen haben.“

Für die Systemlösung waren umfangreiche Tests erforderlich. In einem ersten Schritt führte das International Fire Testing & Service-Labor (IFTS) in Herzogenrath mehrere Brandschutzvorversuche mit unterschiedlichen Glaskombinationen durch. Die abschließenden Tests sowie die Zertifizierung gemäß den Normen UL 263 bzw. ASTM-E119 erfolgten im Underwriters Laboratory (UL) in Northbrook, Illinois; dort wurde auch schließlich ein maßstabgetreues Prüfmodell erstellt. Im Anschluss an alle Funktions- und Beständigkeitsprüfungen wurde jedes der etwa 300, 1,2 mal 1,2 Meter großen und zirka 380 Kilogramm schweren, Brandschutzgläser bei Vetrotech Kinon in Aachen für die jeweilige Montageposition maßgeschneidert gefertigt – darunter waren viele Modellgläser – und in einer speziellen multifunktionalen und stapelbaren Transportkiste zu Vetrotech North America in Seattle geliefert. Bevor die Elemente montagefertig zur Baustelle geliefert wurden, erfolgte dort die Rahmenendmontage jedes einzelnen Bodenelements.